Advent mit Euphelia – 22. Tür
Tatsächlich brennen heute vier Kerzen. Vierter Advent. Überall im Hause stehen wundervolle, mit Tannenschmuck dekorierte Vasen, Weihnachtssterne und liebevolle Gestecke. Der florale Hausgeist Kerstin hat die ganze Seele in diese Dekorationen gesteckt.
Die zartgoldene Hausschreibfeder Euphelia lümmelt auf ihrem Stammplatz. Ihr kleiner angekokelter Freund Faust hat seinen Platz von gegenüber auf schräg gegenüber gewechselt. Dies ist eine völlig neue Kulisse für Euphelia, denn genau gegenüber nimmt nun ein wunderschöner, gerade gewachsener Tannenbaum die Mittelstellung ein. Wenn der Hausherr ihn würde schmücken wollen, gäbe es seitens des Baumes eine Verweigerung. Dies ist eindeutig die Lieblingsbeschäftigung der Gäste. Der Baum wartet lieber geduldig völlig schmucklos, doch in schönstem grünen Kleid. Erst wenn die Menschen gestärkt durch einen großen märchenhaften Topf Milchreis für ihre Tat bereit sind, wird er sich ihnen huldigend zuneigen und seine gekugelte Last bereitwillig annehmen.
Euphelia freut sich auf diese Stunden im Wohnzimmer, bei Kerzenschein, Weihnachtsmusik und fröhlichem Lachen. Schon seit heute morgen tönt es in regelmäßigen Abständen aus allen Ecken: „Fröhliche Weihnachten!“.
Sie macht sich Gedanken über die vier Kerzen, die dem Raum so warmes Licht geben, sanft und besinnlich scheinen.
Eine Kerze, so meint Euphelia für sich, brennt für die Liebe. Für die Liebe zu diesem Haus, zu diesem Ort, zu den Menschen um sie herum, zur Familie und zu sich selbst.
Die andere Kerze leuchtet für die Kühnheit. Kühn genug will sie sein, im nächsten Jahr weiterhin mondstaubviolett zu tanken und zu texten, auch kühn sein, manchmal Nein sagen zu können. Sie möchte die Kühnheit besitzen, Träume zu verwirklichen und Visionen zuzulassen.
Die dritte Kerze empfindet Euphelia als Licht für Freude. Freude ist die Kraftquelle, die Grundlage aller hier im Haus getroffenen Entscheidungen.
Die vierte Kerze strahlt für die Präsenz. Euphelia wünscht sich Menschen, die sich Zeit nehmen für das Miteinander, für Geborgenheit. Es ist ihr so wichtig, im Hier und Jetzt zu sein, genießen zu können, die Langeweile wieder zu entdecken und dabei dennoch den Mut für Charisma und Ausstrahlung zu besitzen.
Ach, denkt Euphelia, und die sich auch zurücklehnen können mit einem guten Gewissen. Deshalb strahlt diese vierte Kerze ein ganz besonderes Licht aus. Nur, wer in der eigenen Mitte ist, erkennt die Freude, die Liebe und besitzt die Kühnheit, sich selbst zu lieben.
Ohje, Euphelia wird philosophisch.
Zum Glück fällt ihr in diesem Moment ein, daß es da ein wunderschönes Buch gibt, welches sie sich extra für den vierten Advent aufgehoben hat.
Barbara Wersba
„Ein Weihnachtsgeschenk für Walter“
Die Lektüre dieses Buches bedeutet seufzen und lächeln, Sofa, Kuscheldecke und heiße Schokolade. Dieses Buch ist ein würdiger Bestandteil des Vierten Advent.
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