Die großen Ereignisse des Frühlings und Sommers sind Vergangenheit. Rosinante steht seit Wochen unbewegt im Keller, die Koffer von Maxi und Oli werden nach den Flitterwochen allmählich ausgeräumt, während ich mit allen Mitteln versuche, mir die frühlingshafte Leichtigkeit meiner großen Tour zu bewahren.
Die Tage, an denen ich lange geschlafen, spontan meine Route geändert und Eis an jeder Bude gegessen habe, erscheinen mir wie ein Traum in weiter Ferne. Jedoch - den Wind in meinem Haar, das monotone Treten in die Pedalen auf den stillen Wegen hinterm Deich, das Lächeln im Gesicht, wenn das Meer zu sehen war - das alles fühle ich wie Sonnenstrahlen der Erinnerung warm auf meiner Haut.
Doch wie kann ich mir dieses außergewöhnliche Gefühl, frei von Verpflichtungen zu sein, auch jetzt immer mal wieder in den Alltag holen? Da ist das Bild von Rosinante in der Blumenwiese als Hintergrund auf dem Bildschirm meines Handys.

Ich erwische mich bei einem Lächeln der Erinnerung, wenn ganz spontan mitten am Tag ein Eis von mir im Park gelöffelt wird. Noch immer befrage ich alle Radfahrer hier auf dem Hof nach dem Woher und Wohin und begutachte ihre Räder mit einem schnellen Blick. (Oh, schau, die gleichen Satteltaschen!...😅 )
Jetzt, wo die Tage kürzer werden, die Kastanien vom Baum prasseln, die ersten Heizungen angedreht sind, verbinden sich die Erinnerungen mit einem Hauch von Melancholie. Dabei drehen sich die Räder hier auf dem Hof auf Hochtouren. Viel Zeit für Sentimentalität bleibt mir nicht. Tagungen reisen an und am nächsten Tag wieder ab, Firmenfeiern begehen schon mal ihr Jahresende und werden von uns bedient und bespielt. Gäste, die ihre Ruhe, ihr Buch, ihre Stricknadeln und Wolle oder Stifte zum Ausmalen brauchen, bekommen selbstgebackene Kuchen und Brote, werden bekocht und mit Tee und Kuscheldecke verwöhnt. Der Salon "Das Teelöffelchen" bietet reichlich Gemütlichkeit. Hygge, sagte gestern eine Dame zu mir, alles hygge hier, als hätten Sie es erfunden. Ich komme unbedingt wieder, sagte sie, dabei war sie noch gar nicht eingecheckt. Nun ja, ich werde mich wohl in schwedischer Mandeltorte und dänischen Zimtschnecken noch üben müssen. Doch vorher stehen hier alle Ampeln auf grün für das Konzert von Andreas Pasternack und seinem Trio übermorgen. Tradition soll es werden, sagte er beim Abschluß im letzten Jahr.

Wir alle freuen uns wie Bolle auf diesen Abend, der mit einer rustikalen Speisenvielfalt ab 17.30 beginnt, also mit Bratwurst vom Grill, mit Klops und Soljanka und frischem Brot und tollem Käse und Räucherfisch und... - und dann starten Andreas Pasternack und Christian Ansehl und Enrique Marcano mit einem Feuerwerk der Musik. Oh, mir ist schon ganz kribbelig. Ihr solltet unbedingt dabei sein. Noch könnt Ihr Euch anmelden.
Doch nicht nur solche Höhepunkte machen den Alltag erfreulich. Heute gerade ist es der Sonnenstrahl zwischen zwei Regenschauern, der mich dankbar sein läßt für diese wundervolle Jahreszeit.
Euphelia hat ihre neue Stelle in Literaturien gern angenommen und wird in Zukunft für den Verein Literaturpark Groß Breesen e.V schreiben, wenn sie denn einen Platz im Wagon gefunden hat, der ihr angemessen erscheint. Nach so vielen Jahren und mehr als 150 Beiträgen hat sie es sich verdient, ihre Bedingungen an den neuen Arbeitsplatz selbstbewußt durchzusetzen. Gemeinsam mit ihrem treuen Freund "Faust. Erster Teil", dem kleinen dünnen Reclambüchlein aus ihren ersten Stunden, freut sie sich auf Eulenhausen und das Beobachten der Aktivitäten in diesem außergewöhnlichen Verein. Sie weiß, daß sie eine Menge aufzuarbeiten hat, denn seit dem Frühling ist schon sehr viel geschafft worden.

Also werde ich selbst von nun an in diesem Tagebuch festhalten, was ich tagsüber erlebt habe. Nicht regelmäßig, das paßt gar nicht zu mir. Aber was zu mir paßt, ist die Themenauswahl. Es wird um die schönen Dinge des Lebens gehen, um die inspirierenden, kraftgebenden, also um die, die ein Glas halbvoll sein lassen, statt halbleer.

Vielleicht kann ich euch ein paar Anregungen mit meinen Erlebnissen und Gedanken geben, vielleicht ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, vielleicht habt ihr einfach nur eine kleine Weile Freude beim Lesen. Wie dem auch sei, am schönsten wäre es, wenn wir uns sogar unterhalten könnten auf diesem Weg.

Ich versuche es einfach und schau mal, was passiert.
Euch einen zauberhaften Abend
Eure Conny
PS: Danke für diese Fotos, liebe Kathrin, lieber Klaus.
Hallo und guten Abend Conny.
Beim Lesen Deines schon langvermisstes Schreibsel in der neuen Funktion als Euphelia von Eulenhausen haben mich einige Erinnerungen besucht.
Ich bin nicht nur in Gedanken mit Dir durchs Land geradelt, sondern habe auch Pasternack gehört, bin wieder mit dem Kleinen Prinzen gerudert und in meiner Nase meldete sich der unwiderstehliche Duft Deiner Brote.
Alles Dinge, die mir bei meinen Reiseplänen fürs kommende Jahr zur Seite stehen werden.
Liebe Grüße
Horst 📦 A
Liebe Conny..bei mir hast schon es schon einmal geschafft ein kleines Lächeln zu zaubern. Deine Worte sind wie eine Einladung zum Durchatmen und innehalten.
Ganz liebe Grüße
Freu mich auf noch viele gemeinsame Unternehmungen und den Spaß den wir dabei haben werden.😘
Herzliche Licht-Grüße