Euphelia flattert nun von Tisch zu Tisch, flieht vor dem Staubwedel. Das große Putzen ist in der Abschlußrunde angekommen. Das Foyer am Eingang glänzt bereits und das Wohnzimmer wird gerade so gründlich gesäubert, daß sämtliche Spinnen und Wollmäuse von alleine die Flucht antreten.
Für Sonnabend werden sie nur noch den Salon übrig haben und die Details draußen an den Eingängen. Engelchens Frühstücksbuffet ist eingerichtet. So oft hat sie sich selbst überzeugt, ob auch wirklich nichts fehlt. Lianes Kaffeemaschine ist auf einem Auge schon aus dem Dornröschenschlaf erwacht, das andere Auge macht noch ein Nickerchen. Ingos Herdplatten funktionieren, das ist doch schon mal was. Maxi blüht förmlich auf.
Technikfragen auf allen Gebieten. Systeme, die seit drei Monaten gefordert werden, sind bis jetzt nicht zertifiziert. Zwischenlösung. Telefonanlage paßt nicht zum neuesten Update. Zwischenlösung. Neue steuerliche Angaben auf den Rechnungen passen nicht zur vorgegebenen Formatierung. Zwischenlösung. Der Wahnsinn des neuen Alltags hat also ohne Übergang Maxis Schreibtisch überrollt. Vor wenigen Tagen war das Büro noch komplett leer, lag sozusagen dem Maler zu Füßen.
Jetzt biegt sich die Tischplatte fast vor lauter Papier. Doch genau so ist Maxi in ihrem Element. Listen. Maxi liebt Listen und Fakten, die man erledigen und abhaken kann. Manchmal ist der Platz auf dem Schreibtisch zu eng, dann muß sie einfach mal den Blickwinkel ändern.
Schon seit Jahren hat sie sich entschieden, hier im Hotel zu bleiben. Irgendwie hat dieser Ort sie wahrhaft verzaubert. Am meisten liebt sie die Vielfalt an ihrer Arbeit. Und das liegt nicht nur an den wechselnden Plänen von Conny, sondern in der Natur dieses Hauses, und es liegt an der Art des Umgangs miteinander. Jeder trägt Verantwortung, jeder kann hier seine Kreativität entfalten. Da bieten der Verein Eulenhausen, die Buchbar, das Hotel mit all seinen Facetten, das Restaurant im Gewölbe und der Park enorm viele Betätigungsfelder. Natürlich weiß Conny, daß Maxi gern noch einmal nach Schottland reisen würde und unbedingt nach New York. Doch auf die Frage, wie sie ihr Boot nennen würde, hätte sie eines, antwortet Maxi ohne zu zögern: Mecklenburg. Sie kann manchmal sehr hart und direkt sein, weiß oft sehr genau, was sie will und wie das geht, doch geht es um ihr Stück Heimat, um ihr Zuhause, um ihre Gäste, dann kommt ein sehr liebevoller und stolzer und weicher Schimmer in ihren Blick. Dann könnte sie diese ganze Insel hier umarmen. Abends steht sie häufig im Park mit dem Blick auf den Sonnenuntergang und staunt über die Schönheit und Anmut dieses Ortes. Doch am meisten freut es sie, endlich wieder diesen Zauber mit den Gästen und der Gutshotelfamilie teilen zu dürfen. Allein freut es sich so schwer, sondern die Begegnungen, das Lachen miteinander machen diesen Ort magisch und lebenswert.
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