Euphelia schaut Conny so ganz unbemerkt von der Seite an. Die Stirnfalte, da ist sie wieder. Als sie sich vorhin seufzend im Sessel zurück lehnte, hörte Euphelia sie zu Maxi sagen: „Noch sieben Mal schlafen. Heute in einer Woche um diese Zeit ist der Schlüsseltag schon Geschichte.“ Der Countdown läuft mit Riesenschritten. Natürlich sind sie alle aufgeregt, doch jetzt, wenn man sagen kann, nächsten Montag, jetzt steht die Vorfreude plötzlich ganz vorn in der Reihe. Die Eingangstreppe wird sicher noch dreimal gewischt bis dahin, doch auch im Haus sind nun fast alle Arbeiten erledigt. Der Maler hat sich heute verabschiedet. Alles läuft nach Plan. Nach Plan. Conny muß lächeln. Denn bei ihr läuft immer alles nach Plan, wenn er manchmal auch zweimal täglich geändert wird. Eine Herausforderung für die Truppe um sie herum. Doch Pia zum Beispiel kommt damit gut zurecht. Naja, dann machen wir es jetzt erst mal so und schauen dann später, ob alles so bleibt.
Gemacht werden muß es ja sowieso. Genau, denkt Conny, so einfach ist das. Pia ist die kleinste Maus in der Runde, doch wenn es um ihre Zimmer geht, dann paßt sie gerade so durch die Tür. Da kann sie sich ganz groß vor Torsten aufbauen, ihn von ganz unten anschauen und sehr fordernd ihre Wünsche vorbringen. Sätze, die mit den Worten beginnen: „Wenn ich als Gast dieses Zimmer betrete,…“ kennen keinen Widerspruch, sondern einen Notizzettel mit Ausrufezeichen. Pia liebt diese Freiheit in ihrem Job, selbst entscheiden zu dürfen, mit welchen Raffinessen sie ihre Gäste verwöhnen darf. Oft weiß sie bereits, wenn sie den Namen liest, welches Kopfkissen oder welche zusätzliche Decke zu holen ist. Pia redet mit ihren Zimmern und die Gäste spüren dieses liebevolle Vorbereiten am Wohlfühlklima.
Wo der große Kaffeebecher steht, der scheinbar eine eingebaute Nachfüllpatrone im Inneren versteckt hat, da ist Pia ganz in der Nähe. Wenn es ihre Zeit zulässt, kommt sie gern besonders schön gekleidet zur Arbeit. Dann erscheint diese zierliche Frau wie eine kleine schüchterne Prinzessin und Conny lächelt und knuddelt sie. Für Pia waren diese letzten Monate ein wahrer Meilenstein in ihrem Leben. Sie zog mit ihrer Familie aus einer Mietwohnung in ein eigenes kleines Häuschen. Wieder ein Stück mehr Freiheit, ein Wert, der ihr so wichtig ist. Conny wundert es deshalb gar nicht, daß Pia gern mit dem Wohnmobil quer durch Norwegen reisen möchte. Doch zunächst genießt sie hier in Groß Breesen den wilden Park und bald das lächelnde Danke der Gäste und schöne Gespräche zwischen Tür und Tür.
Die Tage bis dahin gehören nun dem Feinschliff. Außerdem braucht der Rasen noch einen neuen Schnitt, das ist schon sehr viel mehr, als nur Feinschliff. Conny wollte ihn nicht in der trockenen Hitze kürzen. Doch nun verschwindet sie schon fast darin. Ihr rotes Kopftuch leuchtet zum Glück. Findet ihr sie auf diesem Suchbild?
Sie liebt diese Wildheit in ihrem Park.
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