das kann ich doch niemandem erklären. Seit Tagen, ach, sogar schon Wochen, stehe ich neben meinem Tintenfaß und meine schreibende Hand scheinbar neben der Spur. Doch heute bin ich in Bereitschaft. Die Hand sitzt, samt Arm und Mensch, ganz hinten im Bus der Kölner. Zweimal zwei Stunden Zeit, die genutzt werden können. Und was macht die schreibende Hand? Sie liegt im Schoß. Hallo!!! Geht's noch? Nichts tun, sitzen, rausschauen, Augen halb geschlossen. Nee, so nicht mit mir. Ich gebe dir 10 Minuten, dann pieke ich. Dabei weiß ich natürlich, daß Conny immer ein wenig melancholisch ist, wenn sie Stralsund wieder verläßt. Für ihre Herzenskölner hatte sie heute eine Stadtrundfahrt und eine Hafenrundfahrt gebucht. Ach, was für eine schöne Stadt.
Als der Rundfahrtenbus am Hansa Gymnasium vorbei fuhr, rief sie laut für alle hörbar: Hier bin ich zur Schule gegangen. Das mußte ja mal geklärt werden. Connys Eltern kamen für ein kurzes liebes Hallo an den Bus, Tochter Stefanie mit ihrem Jan begleiteten die Gruppe auf dem Schiff.
Achja, höre ich Conny seufzen, sehe sie lächeln und mag sie nicht pieken. Die Herzenskölner waren mit ihrem Bus am Sonntagabend angekommen. Die Gutshoffamilie stand Spalier, so wie schon seit vielen Jahren Tradition. Noch am Morgen des Sonntag war das Hotel komplett belegt gewesen. Abends wieder. Anja, Kerstin, Torsten, Oli, Maxi wühlten sich wie eine gut eingespielte Raupe durch die Zimmer. Pia begeisterte mit ihrem Frühstück, bevor sie nun für zwei Wochen Sommerurlaub genießt. Heike pflegte ihre Freundschaft mit der Spülmaschine in der Küche und Conny verabschiedete die Gäste.
Aus den Aktivtagen konnten alle Gäste wirklich einen ganzen Koffer voller Erinnerungen mitnehmen. Es begann mit Aktivität für den Geist, mit einem Literaturquiz. Danke an Marco aus Dresden, das war echt kurzweilig, lehrreich, um die Ecke gedacht und geknobelt.
Danach wurde das Abendessen erwandert. Wenn Conny an die Schönheit dieses Abends zurück denkt, bekommt sie Gänsehaut.
Am Folgetag klingelte der Wecker sehr früh. Danke an Sven von "Wanderer" für eine sehr kompetente Vogelstimmenwanderung.
Nach dem Frühstück harkten die Frauen Heu in Eulenhausen und die Männer buddelten das Fundament für das Klohaus.
Nachmittags, an der Kaffeetafel, flogen sie buchstäblich unter Peters Anleitung zum Mond und zu den Sternen. Dank modernster Technik, die Peter zu aller Überraschung Eulenhausen überlassen hat, werden den Besuchern Mond und Sterne, die Milchstraße und Sonnenflecken nicht mehr schnuppe sein, sondern gut sichtbar.
Da in Eulenhausen wirklich kein Menschenlicht stört, ist dies ein Paradies für astronomisch interessierte Menschen. Abends wurde von manch einem ausgelassen das Tanzbein geschwungen. Und einmal aufgewärmt, radelten sie am Sonnabend knapp 40km.
Rosinante jubelte und alle anderen haben schon lange nicht mehr soooo viel in Geselligkeit gelacht. Der Muskelkater kam bestimmt nicht vom Radfahren.
Die große Überraschung organisierte Torsten. Die Bootsfahrt über den Inselsee war ein zauberhaftes Erlebnis. Peter rezitierte passend zum Vollmond. Oh, es war einfach sooo schön.
Conny schaut jetzt völlig entspannt aus dem Busfenster. Gerade denkt sie an die vielen Kilomter Autobahn, denn in den letzten zwei Wochen waren Maxi und sie gleich zweimal in Mannheim. Wie war das mit den Ereignissen und ihren Schatten? Allerdings kann ich über diese Erlebnisse nichts berichten. Die Mädels schweigen. Nun ja, immerhin weiß ich, daß sie unterwegs Steffi und Gudrun im Südheide Wollshop in Lachendorf bei Celle besucht haben.
Wie können vier vernünftige Frauen nur so lange und mit so vielen Worten über Wolle reden? Mir wäre längst der Geduldsfaden gerissen. Den Südheide Wollshop können und wollen sie nicht toppen. Doch die Wollstube in Literaturiens Lädchen Lädi L. breitet seit Tagen nun auch die Arme aus und ruft: Komme, was da Wolle, ich habe Platz! Fast 25kg Wolle wurden bereits von Lana Grossa geliefert und liegen in den Regalen. Danke, Bärbel, für deine Unterstützung.
Liane, Heike, Maxi und Conny schwelgen in Worten wie Schurwolle, Alpaka, Lama, Merino, Kashmir, Ecopuno, Silkhair, Gigante, Landlust. Paßt mal auf, giggel ich vor mich hin, es kommt der Tag, da sitzen die alle am Tisch, häkeln und stricken und geben ihre Bestellung für Tresen und Küche bei den Gästen auf. Ein bißchen verrückte Welt könnte doch nicht schaden. Apropos verrückt, das beginnt schon am kommenden Sonntag. Nach Abreise der Kölner wird nochmal geputzt, dann gehen alle Mitwirkenden der Gutshoffamilie in den Sommerurlaub und die Fiven werden eine Woche mit den Gästen gemeinsam das Haus bewirtschaften. So herum haben sie es noch nie gedreht. Premiere. Hihi, sind die Mäuse aus dem Haus, werden die Kater auf dem Tisch tanzen. Das wird voll lustig. Sollte noch jemand mittanzen wollen, dann liebt er auch abwaschen, kochen, mähen, gemeinsam lachen, essen, lesen und schweigen. Verrückt oder? Das ruft nach einem Hanfkeks. Ich reiche rum.
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