Euphelia hat schon tagelang überlegt, mit wem sie durch den Adventskalender reisen wird. Allein ist es ihr zu langweilig und auf Conny ist diesbezüglich kein Verlaß. Die ist mit ihren Gedanken überall. Das Hotel ist gut gefüllt und so gern ist sie die moderierende Gastgeberin. Gleichzeitig nähert sich das Jahr seinem Ende. Sie muß rechnen, analysieren und planen, sich mit ihrer Gutshotelfamilie abstimmen, die eine kraftvolle und hochmotivierte Saison absolviert hat, Ziele setzen und alle mit ins Boot nehmen. Doch für die Türen, die 24 Tage zu öffnen sind, hat sich Euphelia einen guten alten Freund an die Seite geholt. Er sitzt schon seit Tagen auf dem Sofa im Salon. Euphelia schätzt seine Adventserfahrungen der letzten Jahre sehr. Auf seinem roten Schal steht Frohes Fest geschrieben. Doch Fridofranz weiß genau, daß es ein Pseudonym für seinen Namen ist. FF hätte auch gereicht.
Euphelia und Fridofranz nehmen ihre Aufgabe als Adventskalendertürenöffnungsteam sehr ernst und diskutierten ausführlich über die Auswahl der Türen, durch die sie führen möchten. Für die erste Tür wählten sie einen richtigen Knüller. Erhaben, groß, erleuchtet, offen, voller Durchblick.
Und direkt dahinter Türen, Türen, Türen. Gestern hat sich Conny gemeinsam mit Mitarbeitern und Gästen einen Überblick verschafft. Heute war mit Liane zusammen das große Öffnen angesagt.
Sooo spannend.
Aus jedem offenen Türchen stieg ihnen eine zärtliche, liebevolle Wärme entgegen und verzauberte den ganzen Salon mit einem Lächeln.
Über alle diese Türen und ihre Geschichten wird zu berichten sein.
Doch heute abend schauen Euphelia und Fridofranz erst einmal Conny über die Schulter, die sich ausführlich mit Edoard und Edelgard beschäftigt, denn morgen ist wieder Mecki-Tag. Euphelia versteht inzwischen den verklärten Blick, wenn Conny ihre Teige knetet. Oft nimmt sie lieber beide Hände statt den Knethaken. Vielleicht liegt es daran, daß sie das Wort nicht mag. Euphelia brabbelt es mehrmals vor sich hin: knethaken, knethaken…echt ein kaltes, hartes Wort. Dabei ist Brotteig kneten etwas Melancholisches, Empathisches, Meditatives. Der Teig bestimmt, wie lange und wie stark er behandelt werden möchte. Die Hände können das rechte Maß erspüren, wenn sie sensibel den Takt aufnehmen. Das kann ein Knethaken nicht. Knethaken. Euphelia erinnert sich daran, wie Conny schwärmte von dem Buch „Der Geschichtenbäcker“ von Carsten Sebastian Henn. Es ist ein Roman wie eine warme Decke, der berührt, inspiriert und nachwirkt. „Brot backen ist fast wie ein Tanz. Teig wird rhythmisch geknetet, die Drehung der Hände, der Schwung der Hüfte geben ihm Geschmeidigkeit.“ Euphelia und Fridofranz, das Adventskalendertürenöffnungsteam, freuen sich darauf, mit vielen kleinen Geschichten und Anekdoten allen Neugierigen und Sehnsüchtigen ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Genau wie Conny und ihr Team haben sie ihre maßgeschneiderte Aufgabe gefunden. Henn beschreibt es so: „Für manche ist ein Beruf wie ein Goldstück, das mit jeder Berührung ein wenig stumpfer wird. Für andere ist er eine Perle, die mit jeder Berührung mehr glänzt.“
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