Euphelia ist selbst ganz überrascht, was sich hinter dieser Tür verborgen hält. Eigentlich hatte das Adventskalendertürenöffnungsteam keinen Plan für den zauberhaften zweiten Advent. Viel zu oft hatten sie heute Türen klappen hören. Doch wer will schon über Ausgangstüren schreiben. Ausgangstüren! Das wäre doch wirklich traurig. So schön, wie das Hotel am Wochenende gefüllt war, so viel Abschied gab es nun heute. Lange wurde im Wohnzimmer erzählt, so richtig wollte niemand fort. Die, die blieben, konnten diesen wundervollen grauen Nachmittag bei Kerzenschein, heißer Schokolade, Glühwein und köstlichem Kuchen genießen. Und mit Buch? Was für eine Frage! Besser, als für ein Buch in der Hand, mit dicken Socken an den Füßen und etwas Köstlichem im Glas, konnte dieser Tag gar nicht sein. Heike las den neuen Roman von Carsten Sebastian Henn „Ein Schuß Whiskey“ zu Ende. Ah, denkt Euphelia, da kommen doch sicher Ideen hinterher. Klar! Jedoch Geduld. Geduld. Zurück zur Tür, die nicht geplant war. Conny mag gern nach solchen intensiven Wochenenden ganz allein für sich sein, um noch einmal die Erlebnisse, Gespräche und Anregungen Revue passieren zu lassen. Nicht umsonst bleibt sie auch im Kino immer sitzen, bis die letzte Zeile des Abspanns vorbei ist. Sie ist bei allem, was sie tut, mit Herz und Seele dabei. Mal eben so nebenbei – geht nicht. Und so schlich Conny am Abend langsam, in Gedanken versunken, auch ein wenig erschöpft, die Treppe im Brockhaus zu ihrer Wohnung hinauf. In ihre Tasche hatte sich Fridofranz hinein geschmuggelt. Euphelia hatte es in letzter Sekunde verpaßt, noch unbemerkt in die Tasche zu springen. Dabei wäre es eine gut gepolsterte Landung geworden, denn Conny war mal wieder mit ihrem gesamten Reisegepäck unterwegs auf dem langen Weg vom Büro nach Hause. Kalender, Bücher, Strickzeug, Telefon, noch mehr Bücher… – ihre beiden Taschen schreien echt nach Aussteigerurlaub (andere kommen aus Amerika mit weniger Gepäck zurück). Auf halber Treppe steht der Adventskalender von Stefanie aus dem letzten Jahr, der bereits zwölf Monate lang eine Maskotchenfunktion eingenommen hat. Immer, wenn Conny daran vorbeigeht, hört man ein leises: Hallo, Nini! Heute mit geflüstertem Echo – und so bemerkte sie Fridofranz in ihrer Tasche. Beide griffen im Affekt gleichzeitig zur selben Tür, welche wirklich selten geöffnet wird. Deshalb hatte Fridofranz noch keine Ahnung, was da zum Vorschein kam. Conny sammelt sooo viel. Bücher über Bücher, Bücher über Gärten, Bücher über Brot, über Köche, über besondere Frauen, über besondere Orte – doch daß Conny auch Handarbeitsbücher sammelt – Fridofranz war völlig verwirrt.
Wann, sag wann, kann sie sich damit auch noch beschäftigen? Sogar Conny schien leicht überrascht. Aha, schon voll der Schrank? Wann, sag, wann, kann sie das alles noch ausprobieren, was da an Ideen in diesem Schrank versteckt steht? Zum Glück gibt es auf dem Weg zu dieser Antwort schon einen Meilenstein. Mit Gudrun, die in Lachendorf bei Celle mit ihrer Tochter den sehr erfolgreichen „Südheide Wollshop“betreibt, verabredete sie sich im nächsten Jahr zu ganz besonderen Stricktagen. Alle, die Lust haben zu stricken, zu quatschen, Techniken auszuprobieren, Muster auszutauschen, zu häkeln, zu weben, zu fädeln, zu nähen, zuzuschauen und Ratschläge zu geben, sind herzlich willkommen. Oh, Fridofranz ist ganz begeistert, welch wichtige Tür er per Zufall geöffnet hat. Komme, was da WOLLE, der Termin für diese kreativen Tage aller Nadelklappernden steht schon fest: 19. – 23. April 2023.
Noch auf der Treppe stehend bekam Euphelia diese Nachrichten, damit das Adventskalendertürenöffnungsteam noch am selben Abend berichten und einen zauberhaften zweiten Advent wünschen kann.
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